Sebi im Workshop

Ingolstadt erkunden – Teil 2

Unsere Erkundungstour durch die verschiedenen Stadtteile geht weiter. In den letzten Wochen haben wir uns in unserem Quiz (immer Montags auf meinem Instagram-Kanal) mit der Geschichte der ehemaligen Audörfer Hundszell und Unsernherrn sowie den Stadtteilen Etting, Winden und Feldkirchen auseinandergesetzt und wieder wahnsinnig viel dazugelernt.

Das älteste aller Audörfer – Hundszell

Los geht es mit Hundszell, dem nachweislich ältesten der sieben Audörfer Rothenturm, Kothau, Unsernherrn, Hundszell und Haunwöhr auf der rechten Donauseite sowie Mailing und Feldkirchen auf der linken Donauseite. Der Ortsname ist dabei von „Hundo“ abzuleiten, was so viel wie der „Erbeutete“ bedeutet sowie von „cella“ Einzelwohung oder Mönchs- bzw. Einsiedlerzelle und wurde erstmals 1229/37 erwähnt. Seit 1347 im Burgfrieden war Hundszell im 15.Jh. mit seinen über 21 Anwesen eines der steuerlich bedeutendsten Audörfer. Im 16.Jh. gab es immer wieder sog. „Glaubensflüchtlinge“, die sonntäglichen Messen im protestantischen Zuchering beiwohnten und dafür bestraft wurden.

Hundszell besteht nicht nur aus dem gleichnamigen Ortsteil, sondern auch noch das Dorf Schmalzbuckel, die Herrenschwaige, den Weiler Samholz und die Siedlung Knoglersfreude umfasst. Ein besonderes Highlight bei einem Besuch in Hundszell ist mit Sicherheit das Bauerngerätemuseum, welches 1995 eröffnet wurde und die drei Abteilungen Ackerbau, Viehzucht und ländliches Transportwesen umfasst. Dabei wird ein lebendiges Bild vom tiefgreifenden Wandel der Landwirtschaft in den letzten 200 Jahren gezeichnet. Hundszell gehörte bis ins Jahr 1962 zur Gemeinde Unsernherrn.

Unsernherrn

Wie der gesamte Landstrich wurde auch der heutige Ortsteil Unsernherrn ursprünglich ,,Aw“ (Au) bezeichnet, welcher eine Insel zwischen Altach und Sandrach darstellte. Deshalb wurde Unsernherrn in früheren Aufzeichnungen auch als ,,Klein -Salvator zwischen den zwei Brücken gelegen“ bezeichnet. Der Name Unsernherrn entstand erst im 19. Jahrhundert und leitet sich von der ,,capellen zu unseren Herrn“ ab.

Unsernherrn lag stets vor den breiten Befestigungsanlagen Ingolstadts. Daher war dieser Ortsteil bei kriegerischen Auseinandersetzungen stets mehr von Brandstiftungen oder Plünderungen betroffen. Im Dreißigjährigen Krieg hatten die Schweden 1632 dort ihr Lager aufgeschlagen. König Gustav Gustav Adolf bewohnte dort die Mühle und ließ diese nach seinem Abzug abrennen. 1650 wurde Unsernherrn besonders stark von der Pest heimgesucht. Im Jahr 1784 ist ein schweres Hochwasser bis ins Donaumoss dokumentiert, bei dem die Bewohner knapp vier Tage auf ihren Dächern ausharren mussten. Ein hervorzuhebendes Ereignis der jüngeren Geschichte war der Besuch König Ludwigs I. am 24. Juli 1826 – eine Ehrenpforte wurde errichtet. 1919 war Unsernherrn eine der ersten Ortschaften die an das Stromnetz angeschlossen waren.

Die mit Sicherheit bekannteste Straße Unsernherrns ist die Münchener Straße.  Bis zum Bau der Autobahn 1936 war die Hauptverbindung von München nach Nürnberg durch den Ort. Dort wurde deshalb auch 1924 die erste Tankstelle eröffnet. Bis heute ist die Münchenerstraße eine der Hauptverkehrsadern in den Ingolstädter Süden.

Auch das Ortswappen, welches 1955 eingeführt wurde, versinnbildlicht die Geschichte des Ortes. Das Wappen enthält eine schwebende Monstranz, welche den Ortsnamen widerspiegeln soll. Mit dem Hostiengefäß wurden sieben Wellenbalken verbunden, die die Bedeutung zur Lage der alten Audörfer an der Donau und die sieben zu Unsernherrn gehörenden Gemeindeteile herstellt.  

Etting

Letzte Woche habe ich dann den Süden der Stadt verlassen, welcher mir durch meine Herkunft aus Ringsee sowie meinen beiden bisherigen Wohnorten in Zuchering und Haunwöhr noch halbwegs geläufig war. Außer auf dem Weg mit dem Rennrad ins Altmühltal hatte ich bisher so gut wie keine Berührungspunkte mit dem Stadtteil, was es aber auch umso spannender macht.

Der Ortsname Etting geht auf die Niederlassung des Otti zurück (in der althochdeutschen Form bekannt als ,,Oding“ oder ,,Odin“). Aus dem Namen wird das hohe Alter des Dorfes ersichtlich. Tatsächlich bestätigten umfangreiche archäologische Ausgrabungsfunde aus der Gegend, dass Etting bereits in der vorgeschichtlichen und römischen Zeit besiedelt war. Das ursprüngliche Dorf ist im 6. Jahrhundert durch bajuwarische Einwanderer entstanden. Urkundlich wird das Dorf allerdings erst 1180 erwähnt.

Bekannt ist unter anderem das ehemalige Schlösschen ,,Drachenfels“ an Rand des Ortskerns. Über die 17. Und 18. Jh gab es hier wechselnde Gutsbesitzer. In den Überesten des noch erhaltenen alten Herrensitzes befindet sich heute die traditionsreiche „Schlosswirtschaft“, die seit 1895 in der 4. Generation von der Familie Hainzinger geführt wird.

Aus der jüngeren Geschichte ist bekannt das Etting das Gemeindehaus als Badehaus nutze (1782). Die Überzeugung war auch hier, dass der Körper nur durch Reinlichkeit gesundgehalten werden könne. Dem Bader oder auch Betreuer der Anstalt mussten die Ettinger Tribut entrichten. 1888 wurde ein Bauer am Stadtkreuz (heute Zufahrt zur TE der Audi) von einem Knecht erstochen – der Grund: eine Maß Bier, die vom Täter gefordert wurde. Aufzeichnungen belegen außerdem, dass die ansässige Bevölkerung schon früh sehr der modernen Technik wie Fahrrad, Auto oder Radio zugetan war. Weiter ist die Ortschaft bekannt für seine viele Gasthäuser (wie z.B. Schloss- und Sternwirt, Stangelwirt, Zur Lüften, Wagenradl).

Einen Spitznamen hat Etting, wie viele andere Dörfer nördlich von Ingolstadt, ebenfalls verpasst bekommen. Auf Grund des beträchtlichen Bestandes an Federvieh in der Ortschaft, wurden die Ettinger als ,,Gänskragn“ bezeichnet.

Der kleinste Stadtteil Ingolstadts – Winden

Winden ist mit 587 Hektar Fläche der mit Abstand kleinste Ortsteil Ingolstadts. Der Ortsname Winden stammt von ,,winidun“ ab und bedeutet ,,zu den Wenden“. Das Dorf war vermutlich eine Zwangsansiedlung der westslawischen Wenden, die es um das Jahr 800 als Kriegsgefangene in diese Gegend verschlagen hat. Dies ist auch der Grund dafür, dass der Ortsname Winden in dieser Region auch so weit verbreitet ist (Winden am Aign, Winden bei Pfaffenhofen, Winden bei Denkendorf).

Erstmals wurden Winden 1250 urkundlich erwähnt. Ab 1416 war der Ort vollständig im Besitz des Ingolstädter Herzogs und musste jährliche Geldleistungen erbringen. Im Jahr 1505 viel Winden dem damals neuen Fürstentum Pfalz-Neuburg zu und musste protestantisch werden. 1823 sind in Winden 14 Häuser und 165 Einwohner dokumentiert. 1976 ist ein Brand verzeichnet, der einen großen Teil Wald vernichtete. Da es damals vor Ort noch keinen Wasseranschluss gab musste die Feuerwehr das Wasser aus Zuchering holen.

Die kleine Ortschaft verfügte schon mehrere Jahre vor der Eingemeindung über eine geteerte Hauptstraße sowie eine neu renovierte Kirche. Grund dafür war 1958 ein verheerender Orkan, der in der damals noch sehr waldreichen Gemeinde starken Windbruch verursachte. Dieses Holz wurde verkauft und aus dem Erlös heraus die Straße asphaltiert.

Feldkirchen

Der Ortsname Feldkirchen ist häufig und entstehungsgeschichtlich auf eine frei im Feld stehende Kirche zurückzuführen, um die sich dann im Laufe der Zeit dann Ortschaften gründeten. So wurde in diesem Fall aus „Kirchlein im Felde“ das „Veldkirchn“. Erstmals wurde die Ortschaft 841 als Kammergut unter dem Namen „Ingoldestadt“ erwähnt.

1347 wurde Feldkirchen im Rahmen des Ingolstädter Burgfriedens ebenfalls Teil der Stadt. So war eine wichtige Gegenleistung für das Abhängigkeitsverhältnis zur Stadt war das Reinigen der Schutter: Jedes Jahr zu Pfingsten mussten die Bauern den Stadtbach säubern. Das Verhältnis zur Stadt war nicht immer leicht, da es einige Einschränkungen wie z.B den Zunftzwang gab. Ebenfalls durfte kein eigenes Bier gebraut werden und bis 1560 auch keines ausgeschenkt werden. Im dreißigjährigen Krieg wurde Feldkirchen besonders mitgenommen, da hier über 9000 Kavalleristen und das Fußvolk lagerten.

1813 wurde dann die Zugehörigkeit zur Stadt aufgehoben und Feldkirchen vereinigte sich mit Mailing zu einer eigenständigen Gemeinde. Bis 1923 gab es dort auch die Schmiedmühle. Der Dorfspitzname von Feldkirchen war früher ,,die Feinen“ oder auch ,,Stadtfracks“, da die Feldkirchener bis 1803 Bürger der Stadt Ingolstadt waren.

Wer noch mehr über die verschiedenen Stadtteile erfahren möchte, der findet jeden Montag ein kurzweiliges Quiz zum Thema Erkunden in meiner Instagram Story bzw. die vergangenen Episoden in den Highlights. Ich bin schon sehr gespannt auf die nächsten Stadtteile und freue mich immer wieder darüber, etwas Neues dazuzulernen.